Was ist Fairer Handel?
„Gut, dass die Kinder gerade Ferien haben“, meint Don Andres Choque, denn ohne seine vier Töchter und den Sohn wäre die Arbeit auf dem bolivianischen Kakaofeld kaum zu schaffen. Das Feld muss von Unkraut gesäubert werden und die ganze Familie steht in der Pflanzung. Auch die jüngste Tochter, die achtjährige Carolina, haut mit ihrer Machete kräftig auf die Schösslinge ein. Die würden sonst bald die Kakaobäume überwuchern. Familie Choque verkauft seit einiger Zeit ihre Ernte über das System des Fairen Handels. Deren Standards schreiben vor, dass die Kinder von Bauern nur in den Ferien oder nach der Schule beim Kakaoanbau helfen dürfen. Weil die Familie ihren Kakao außerdem auch biologisch anbaut, hat sie sehr viel mehr zu tun, als wenn sie Pestizide verwenden würde.
Seitdem Don Andres den Kakao über die Genossenschaft El Ceibo an den Fairen Handel verkauft, hat sich das Familieneinkommen von monatlich 60 auf rund 100 Euro erhöht. Dank des höheren Einkommens kann die Familie nicht nur alles kaufen, was sie zum täglichen Leben braucht. Es bleibt auch noch ein bisschen Geld über. Das investiert Don Andres in die Zukunft – er steckt es in die Ausbildung seiner Kinder. „Dank Fairem Handel ist es kein Problem mehr, Schulmaterial zu kaufen. Außerdem spare ich gerade auf einen Computer, denn es ist wichtig, dass die Kinder den Umgang damit lernen. Nur dann können sie später einen guten Job bekommen.“
So gut wie Familie Choque in Bolivien geht es leider nur sehr wenigen, die für unsere Produkte Kakao, Kaffee, Orangen oder Baumwolle anbauen. Oft reicht das Einkommen nicht für das Nötigste, da die Bezahlung nach Weltmarktpreisen erfolgt, die unter anderem durch den Preiskampf in unserem Lebensmittelhandel sehr niedrig sind. So müssen viele Kinder den ganzen Tag auf dem Feld arbeiten, um genug zu Essen zu haben. An den Schulbesuch oder gar an eine weitergehende Ausbildung ist oft nicht zu denken. Dokumentationen wie "Schmutzige Schokolade" von der ARD zeigen eindrücklich, wie Kinder im konventionellen Kakaoanbau oft unter ausbeuterischen Bedingungen arbeiten müssen.
Mehr zum Fairen Handel in unseren Partnerländern Bolivien und Ruanda erfahrt ihr auf den Unterseiten.
Was können wir tun?
Dabei können wir durch einen relativ kleinen Beitrag helfen. Wir können Menschen, die für uns produzieren, eine Chance für Entwicklung und angemessene Lebensbedingungen geben. Genau dies sind die Ziele des Fairen Handels, denen sich die DPSG verschrieben hat. Um ein solches faires Handelssystem zu schaffen, hat unser Dachverband, der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), vor 40 Jahren den heute größten Importeur für fair gehandelte Produkte in Europa mitgegründet: GEPA. Um die Verbreitung von fair gehandelten Produkten weiter voranzutreiben, wurde 1992 der TransFair e.V. (Fairtrade Deutschland) ins Leben gerufen. Dieser Verein gibt das bekannte Fairtrade-Siegel heraus. Es garantiert, dass Produkte nicht durch ausbeuterische Kinderarbeit hergestellt werden und dass für sie ein fairer Preis gezahlt worden ist.

Das Fairtrade-Siegel
Das unabhängig kontrollierte Fairtrade-Siegel bedeutet, dass die verwendeten Fairtrade-Rohstoffe von Produzentenorganisationen stammen, die die sozialen, ökonomischen und ökologischen Standards einhalten. Nur Produkte, die den Anforderungen der internationalen Fairtrade-Standards entsprechen, dürfen das Fairtrade-Siegel tragen. Bestandteile der Fairtrade-Standards sind feste Mindestpreise, Fairtrade-Prämien, das Verbot von Zwangsarbeit und ausbeuterische Kinderarbeit sowie Umweltstandards, die den Gebrauch von Pestiziden und Chemikalien einschränken. In Deutschland wird das Siegel von unserem Projektpartner Fairtrade Deutschland herausgegeben.
Download: Wofür steht das Fairtrade-Siegel?
Mehr zum Fairtrade-Siegel erfahrt ihr hier auf der Fairtrade-Scouts-Webseite oder direkt bei Fairtrade Deutschland.
Geschichte des Fairen Handels
Einen Rückblick auf die Geschichte des Fairen Handels aus Sicht der Jugendverbände könnt ihr in diesem 17minütigen Video des BDKJ werfen:
Ausführliche Informationen zur Geschichte des Fairen Handels gibt es auch bei unserem Projektpartner MISEREOR.